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Berliner Landeskirche rehabilitiert gefeuerten schwulen Pfarrer


Fr den 1. September ldt die Immanuelkirche im Berliner Ortsteil Prenzlauer Berg zu einem Gottesdienst, in dem sie das ffentliche Ansehen des Pfarrers Friedrich Klein wiederherstellen will. Klein war 1935 Pfarrer der Gemeinde geworden und wurde 1942 aus dem Kirchendienst entfernt, nachdem er vom Nazi-Regime wegen „Verfhrung“ eines minderjhrigen 19-Jhrigen nach Paragraf 175 verurteilt worden war (Volljhrigkeit begann damals mit 21).

Klein war wohl auch zum Verhngnis geworden, dass sich fr die „Bekennende Kirche“ engagiert hatte. Dabei handelte es sich um eine Oppositionsbewegung, die sich nicht wie der damalige Dachverband Deutsche Evangelische Kirche gleichschalten lassen wollte.

Zum Gottesdienst wird auch Christian Stblein erwartet, der seit November 2019 Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz ist. Die Landeskirche gilt als uerst offen gegenber Homosexuellen bereits 2016 fhrte sie Trauungen fr homosexuelle Paare ein (queer.de berichtete). Stblein selbst traute bereits mehrere gleichgeschlechtliche Paare.

Erst rehabilitiert der Staat, dann die Kirche?

Die bislang in der evangelischen Kirche einmalige Aufarbeitung von vergangenem Unrecht ist auf Initiative des Gemeindekirchenrats (GKR) der Immanuelkirche entstanden. Der GKR setzt sich dafr ein, dass alle „unrechtmig verurteilten“ homosexuellen Kirchenmitarbeiter*innen rehabilitiert werden sollen. GKR-Vorsitzende Uta Motschmann verwies darauf, dass der Staat inzwischen mit der Rehabilitierung von Opfern des Paragrafen 175 begonnen habe: 1994 wurde der Paragraf restlos abgeschafft, 2002 die 175er-Urteile der Nazis aufgehoben, 2017 beschloss der Bundestag auch die Rehabilitierung von Opfern der homophoben Gesetzgebung in der Bundesrepublik und der DDR (queer.de berichtete). „Nun steht die gebotene kirchenrechtliche Rehabilitierung an“, so Motschmann. Als erster Schritt solle die weitere Erforschung aller Flle der zu Unrecht durch die Nazi-Justiz und die damaligen Kirchen-Verantwortlichen aus dem Kirchendienst Entlassenen eingeleitet werden.

Die Rehabilitierung Kleins erfolgt nun mehr als 75 Jahre nach seinem Tod. Der Pfarrer wurde nach seiner Verurteilung Ende 1942 an die Ostfront geschickt und starb in der damaligen Sowjetunion unter bislang ungeklrten Umstnden. (dk)

Gedenkgottesdient

Der Gottesdienst zum Gedenken an Pfarrer Friedrich Klein findet am 1. September um 19.30 Uhr in der Immanuelkirche, Immanuelkirchstrae 1, Berlin-Prenzlauer Berg statt. Aufgrund der Corona-Manahmen ist die Anzahl der Teilnehmer*innen begrenzt, eine schriftliche Anmeldung per E-Mail an gemeindeleitung@immanuelgemeinde.de ist bis zum 25. August dringend erforderlich.



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